Slawen

Frühmittelalter – Slawen: 500  – 1000 n.Chr.

Aus dem 6. Jahrhundert gibt es vereinzelte Funde von Langobarden (Grab in Hohenau) und Awaren.

Aus dem Osten zogen Slawen nach Mitteleuropa, im weitläufigen Gebiet der Thaya-March-Mündung formte sich das Mährerreich oder Großmährische Reich, mit Mikulčice (Feldsberg) als wichtigste Burganlage in unserem Gebiet.

Pohanso
Pohanso, Credit: https://www.visitczechrepublic.com/

Etwa 5km nördlich von Bernhardsthal liegt Pohansko, das bis zum 11. Jahrhundert eine der größten mittelalterlichen Burgstätten Europas war (Fundstellenkarte: 93). Heute ist das archäologische Ausgrabungsgebiet und Freilichtmuseum ein beliebtes Ausflugsziel für Radfahrer aus Bernhardsthal.

Auf Bernhardsthaler Gebiet fanden sich zahlreiche slawische Gräber, so unter anderem eines im nördlichsten Hügel der „Drei Berge” (Fundstellenkarte: 1), der bekannte Friedhof in der Flur Heidfleck (Parz. Nr. 1606,  Fundstellenkarte: 7) mit 20 slawischen Gräbern aus dem 9. bis 10. Jhdt und ein Gräberfeld in Rabensburg auf der Flur Tiergarten (Fundstellenkarte: 83). Die im linken Teil der Vitrine 22 ausgestellten Funde stammen fast ausnahmslos von letzterem: wellenbandverzierte Gefäße, Spinnwirtel aus Ton, Glasperlen, Bronzeohrringe, Messer, Axt und Lanzenspitze aus Eisen. Von den Funden aus dem Friedhof in der Flur Heidfleck ist im Museum lediglich ein Gefäß ausgestellt, da die von Univ.-Prof. Dr. R. Pittioni 1931/32 ausgegrabenen Grabbeigaben an das NÖ. Landesmuseum gelangten.

Im Föhrenwald (Fundstellenkarte: 14) befindet sich ein slawischer Friedhof mit 39 Hügelgräbern des 8 Jahrhunderts. Eine Grabung von Prof. Jiří Macháček bei zwei Hügeln brachte allerdings nur spärliche Fundstücke der Errichtungszeit zu Tage, die sich im Mamuz in Asparn befinden. Das Aushubmaterial entstammte übrigens der Aunjetitzzeit. 

Missionarskreuze

Im Bernhardsthaler Wappen ist ein Bleikreuz aus dem frühen Mittelalter verewigt. Das Bernhardsthaler Kreuz wurde bei der Ausgrabung am Heidfleck 1931/32 von Richard Pittioni  gefunden. Das Original befindet sich heute im Mamuz in Asparn, in unserem Museum ist eine Kopie. Von den bisher acht Bleikreuzen dieses Typs wurden drei in Österreich geborgen; die Kreuze sind sehr ähnlich, aber nicht gussident:

  • eines in einem Grab auf der Schanze in Thunau (Gars am Kamp), damals die Burg des Slawen Joseph,
  • eines in Bernhardsthal und
  • ein weiteres in Guntramsdorf, das leider verschollen ist.
  • Ein Kreuz wurde in Dojč (Slowakei) gefunden,
  • vier weitere in Tschechien: Mušov, Dolní Věstonice, sowie zwei Teilstücke in Mikulčice. 

Vermutlich brachten Missionare diese Kreuze aus dem heutigen Bayern mit. 

slavic cross

In die Zeit des frühen Mittelalters fällt auch die fränkisch-bayrische Siedlungstätigkeit und der Aufbau einer ebensolchen Verwaltung. Mit der neuen Pfarrorganisation kommt es zur Aufgabe der alten Friedhöfe. Diese Entwicklung wird zwar durch die Ungarnwirren des 10. Jahrhunderts teilweise unterbrochen, wird nachher aber konsequent wieder aufgenommen. Bestehende, teils noch slawische Verwaltungseinheiten werden nun durch die Babenberger bzw. hochfreie Geschlechter übernommen.

Zur detaillierten Ortsgeschichte sei in diesem Zusammenhang auf die entsprechenden Kapitel im Heimatbuch von Bernhardsthal von R.F. Zelesnik hingewiesen.

Die Thaya wurde 1045 im Frieden von Regensburg als Grenze zwischen Germanen und Slawen festgelegt. 

Gründung des heutigen Bernhardsthal

Im frühen Mittelalter wurden die Siedlungsgebiete abseits des Überflutungsgebiets ausgebaut. Das erste große Gebäude im heutigen Ortsgebiet war die am höchsten Platz thronende Burg – ein Blockhaus mit Steinsockel, das es leider nicht mehr gibt. Der Ort bekam damals vermutlich seinen Namen; wahrscheinlich von Graf Bernhard von Scheyern. Die Häuser wurden um einen dreieckigen Anger (Dorfwiese) gebaut, an dessen Nordwestecke die öffentlichen Gebäude standen: Kirche, Pfarrhof und Schule, Schenke, Hirtenhütte, Schmiede usw.

Während der nächsten Jahrhunderte bekam das Dorf oft einen neuen Besitzer und Lehensherrn, und wurde in Kriegen niedergebrannt, aber diese Anlage um den Anger hat sich bis heute erhalten.