Die Hausgeschichte des Museumsgebäudes am Museumsplatz Nr. 62


Mitten im Ort findet sich im Haus Nr. 62 Anschauliches, Spannendes, Altes und auch Neues zum Ort, seiner Geschichte sowie den Bewohnerinnen und Bewohnern – aber was ist die Geschichte des Hauses selbst? 

Das Haus Nr. 62 war nach den ältesten Aufzeichnungen die sog. Gemeinde-Schmiede. Da für die Landbevölkerung der Dorfschmied lebenswichtig war, befand sich Haus und Werkstatt im Besitz des Grundherrn oder der Gemeinde. Der jeweilige Betreiber war zugleich auch Pächter des Betriebes.

1631 wird der Gmainschmid Michael Witzga mit Frau Anna und Knecht Martin Riebl erwähnt. Als Inwohner (Mitbewohner) lebte noch Georg Pfundmayr mit Frau und 2 Kindern in der Schmiede.
1732 wird erstmals Johann Strobl als Vater von Zwillingen erwähnt. Er war wahrscheinlich Schmiedemeister in der Gemeindeschmiede, verstarb 1749 im Alter von nur 46 Jahren.
Nach ihm könnte Mathias Bauer der Gemeindeschmied gewesen sein.
1760 heiratet Hans Georg Stockinger, Schmiedemeister aus Oberthemenau, nach Bernhardsthal. Seine Witwe Barbara (geb. Bohrn von Nr. 28) heiratet 1785 mit 50 Jahren den 32 jährigen Schmiedgesellen Lorentz Scheibagel aus Mähren
1796 wird Josef Kopetschny als Schmied auf Nr. 62 erwähnt.

Im Kataster 1822 ist die „Schmiedn” (Kat. 172) nach Süden auf die heutige Museumsgasse ausgerichtet. Ein Vorgarten, ein Hof und ein Nebengebäude gehörte dazu.

1800 heiratet Thomas Krippner, Schmied allhier, Annamaria Schreier von Nr. 111.

1811 bis 1823 wird Ferdinand Schwarzel mit 6 Kindern als Gemeindeschmied angeführt

1825 – 1851 Josef Werla aus Zlin, verheiratet mit Anna Weilinger von Nr.121 (er errichtete – vielleicht schon 1833 – eine eigene Schmiede auf Nr. 42). Seine Tochter Maria heiratet 1860 den Schmied Philipp Krippner aus Palterndorf.

1844 heiratet der Gemeindeschmied von Paasdorf, Martin Schlechta, Sohn des Gemeindschmieds von Ringelsdorf, Annamaria Weilinger von Nr. 1. Erst um 1858  kommt er als Gemeindeschmied nach Bernhardsthal. Als er 1871 in die Ausnahm‘ geht betreibt sein Sohn Johann die Schmiede im Nachbarhaus der Gemeindeschmiede, Nr.313. Dessen Tochter Magdalena heiratet 1921 den Schmied Leopold  Schweng aus Großkrut.

Im Ortszentrum gab es einen Kramer (Nr. 61) eine Fleischbank (Nr. 63), die Badstubn und Schenke (Nr. 66) und auf Nr. 62 die „Gmainschmidn”.
Um 1860 wohnten die Oberlehrer in der Schmiede, die vielleicht nur mehr als Werkstatt geführt war; ab 1875 gab es Lehrerwohnungen in der baufälligen „Alten Schmiede”.

1886 erfolgte der Neubau, Wohnungen für Lehrer und Arzt entstanden, der erste Bewohner war der Schuldirektor Josef Stojar, der letzte Arzt Emmerich Majewsky nach dem Krieg.

Später befand sich das Gemeindeamt in den drei Räumen entlang der Museumsgasse rechts vom dortigen Eingang, auf der anderen Seite des Ganges war das Standesamt. Die Post hatte einen eigenen Eingang vom jetzigen Museumsplatz, zusätzlich gab es weiterhin Gemeindewohnungen im Gebäude.

1937–1963 war auch die Raiffeisenkasse Bernhardsthal im Haus untergebracht.

Ab 1972 fanden in den Räumen zum Platz die Museumsgegenstände einen würdigen Platz. Die Eröffnung des Heimatmuseums im Haus Nr. 62 fand am 1. Juli 1977 zur 800-Jahr-Feier Bernhardsthals statt. Die Außenfassade wurde zur Eröffnung renoviert, weitere Renovierungen erfolgten 2001 und 2014.

Zu Beginn bestand das Museum aus dem großen Archäologie-Raum, bald kamen Räume für Volkskultur dazu. Im Jahr 2000 wurde der archäologische Teil um den Germanenraum erweitert und ein Nebenraum für Sonderausstellungen adaptiert und die Gänge in den Ausstellungsbereich einbezogen.

1994 wurde in Anbetracht und Würdigung der Verdienste von Otto Berger das Heimatmuseum in „Otto Berger Heimatmuseum“ umbenannt.

In der Fassung 1910 des Katasters von 1866 ist der Neubau schraffiert darüber gezeichnet. Wann der Verbau auf der Ostseite entfernt wurde ist nicht mehr feststellbar.

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Der Gemeindeeingang des alten Gemeindeamtes

 

Die „Post-Seite” nach 1950, beim Pfarrheimbau